
Bis in die 80-er Jahre wurde in Deutschland Teer als Bindemittel im Straßenbau verwendet. Bei Sanierungsarbeiten/Straßenerneuerungen fallen in Baden-Württemberg jährlich ca. 350.000 bis 400.000 Tonnen teerhaltiger Steinaufbruch an. Bisher wurde der Großteil auf Deponien gelagert oder in der europaweit einzigen Anlage in Rotterdam (Firma Reko) in einem einstufigen Verfahren bei 850 bis 1000°C verbrannt.
Nach der neuen Deponieverordnung, die im Januar 2024 verabschiedet wurde, ist die
Abfallverwertung der Deponierung vorzuziehen. Deshalb ist der Aufbau einer
Infrastruktur für Wiederverwertung von teerhaltigem Steinaufbruch von politischer
Seite gewollt. In Baden-Württemberg sollen drei regionale Zentren entstehen, davon
sind zwei Standorte bekannt: Amstetten/Weilheim (300.000 Tonnen/Jahr) und Kupferzell (120.000 > 170.000 > 190.000 Tonnen).
Das Fraunhofer-Institut, als unabhängige Forschungseinrichtung, führt seit 2022 Untersuchungen über die Wiederverwertung von teerhaltigem Steinaufbruch durch
(Projekt Innoteer). Mit Ergebnissen aus diesen Untersuchungen ist erst Mitte 2025 zu
rechnen.
Die Betreiber des Steinbruchs Paul Kleinknecht GmbH in Kupferzell-Rüblingen haben
zusammen mit dem international tätigen STRABAG-Konzern die Firma „novoRock“
gegründet. In einem zweistufigen Verfahren wollen sie große Mengen teerhaltigen
Straßenaufbruchs zunächst bei 450-800°C thermisch trennen und dann die
teerhaltigen Anteile u.a. bei 1150-1300°C verbrennen. Es handelt sich also um keine
reine „Asphaltrecyclingsanlage“, wie propagiert, sondern um eine Anlage zur
Teerverbrennung mit Steinrecycling.Geplant ist der Anlagenbetrieb 24 Stunden täglich, 7 Tage pro Woche, an 330 Tagen im Jahr.
Es hat im September 2024 beim RP Stuttgart ein Scopingverfahren stattgefunden,
zu dem eine Tischvorlage der Planer und die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange zur Sprache kamen; es liegt uns inzwischen auch ein Scoping-Protokoll vor. Darin wird im Widerspruch zu den genannten Betriebszeiten von 7 bis 17 Uhr
(für An- und Ablieferverkehr) ein „Tageszeitraum von 6 bis 22 Uhr und in der Regel
6 bis 20 Uhr“ genannt.
Die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte von Kupferzell und Braunsbach stellen den Standort im Steinbruch Rüblingen in Frage und verlangen eine Analyse und die Beteiligung der Gemeinden. Nach einer noch offenen Standortanalyse und/oder einer noch ungeklärten Planfeststellung ist zu erwarten, dass novoRock die erforderlichen Unterlagen für das Genehmigungsverfahren erst im Verlauf des nächsten Jahres einreicht.
Uns ist klar, dass novoRock eine Strategie hat mit Unterstützung des „politischen Willens“ seine Anlage schnell und gewinnbringend in Betrieb gehen zu lassen, auch gegen die Gemeinwohlinteressen der Bevölkerung. Trotzdem leisten wir wegen der offensichtlich nicht zu verantwortenden Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt möglichst großen Widerstand und hoffen auf die Beteiligung der Bevölkerung.