
Hier in der Bürgerinitiative engagieren sich insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner der umgebenden Ortschaften – also aus Rüblingen, Kupferzell, Döttingen, Steinkirchen und Braunsbach.
Wir wenden uns aus folgenden Gründen gegen die Errichtung der geplanten Teerverbrennungs-/Steinrecycling-Anlage der Firma „novoRock“:
Es gibt in Deutschland bislang noch keine Erfahrungen mit einer Anlage zur Aufbereitung teerhaltigen Straßenaufbruchs. Die Einzelkomponenten sind zwar nach Angaben der potenziellen Betreiber bekannt, das Zusammenwirken im großtechnischen Maßstab wurde allerdings bisher nicht erprobt. Auch wurden noch keine Angaben über das Ausmaß von Emissionen gemacht.
Bei Amberg in der Oberpfalz wird derzeit vom Fraunhofer Institut mit dem Projekt
„Innoteer“ eine Modellanlage zu Forschungszwecken betrieben, die 2025 erste Ergebnisse vorweisen will. NovoRock plant jedoch davon unabhängig.
Im Zuge der chemisch-thermischen Verarbeitung von teerhaltigem Asphalts werden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK´s, zusammen mit noch anderen Schadstoffen, frei. Diese chemischen Verbindungen sind schlecht abbaubar und reichern sich im Boden u.a. an. Sie sind hoch krebserregend. Die Aufnahme erfolgt über Nahrung, Trinkwasser, Atmung und Haut. Die Metabolite können im Körper mit der DNA reagieren und das Erbgut schädigen. PAK´s verursachen insbesondere Lungen-, Kehlkopf-, Hautkrebs sowie Magen-, Darm und Blasenkrebs.
Eine gesicherte Beseitigung (Cracken) von PAK kann nach Angaben der Planer erst
ab mindestens 1150 Grad Celsius stattfinden.
Alle Schadstoffe, die sich im teerhaltigen Straßenaufbruch befinden, und die bei der Pyrolyse unter 450 bis 800 Grad Celsius frei werden, müssen eigentlich in der Verbrennung bei 1150 Grad aufwändig über mehrere Filterstufen entfernt werden. Was noch entweicht und wo die giftigen Rauchgasreinigungsabfälle verbleiben wird von novoRock bisher nicht stichhaltig dargelegt.
Während des geplanten Betriebs (24 Stunden tägl. – an 300 Tagen im Jahr) ist mit einem stündlichen Ausstoß von 1,7 Tonnen des Treibhausgases CO2 zu rechnen. Das entspricht 12.240 Tonnen CO2 jährlich und damit der Abluft von mehr als 2.600 Haushalten mit Ölheizung. Durch häufige Inversionswetterlagen im Kochertal kann das CO2 nur erschwert abziehen. Die lokalen Nebenwirkungen einer CO2-Belastung sind z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit, erhöhte Herzfrequenz und Konzentrations-störungen.
Die Anlage soll im Hohenlohe-Kreis, an der Hangkante zum Kochertal, unmittelbar an der Grenze zum Landkreis Schwäbisch Hall errichtet werden. Der Abstand zu Döttingen, Steinkirchen und Rüblingen beträgt nur ca. 900 Meter Luftlinie.
In unmittelbarer Umgebung befinden sich FFH-Gebiete – also Lebensräume von Tieren und Pflanzen die nach EU-Recht geschützt sind.
Der geplante Standort in Rüblingen ist nur über den Straßenverkehr erreichbar, eine Anbindung an Schiene oder Wasserwege ist nicht möglich. Der Anschluss an das Autobahnnetz liegt mehr als 11 km entfernt. Eine Zunahme des LKW-Verkehrs ist daher unvermeidlich. Wir vermuten, dass zusätzlich zum bisherigen LKW-Verkehrs-aufkommen mit einem Plus von etwa 50 LKW für die Anfahrt täglich zu rechnen ist
(plus 50 LKW Rückfahrt). Dies betrifft v.a. den Bereich Kupferzell, aber bei häufigem Verkehrsstau auf der Autobahn A6 sowie bei Anfahrt aus dem Bundesland Bayern
(und Österreich?) ist auch in der Gemeinde Braunsbach u.a. mit vermehrtem LKW-Verkehr zu rechnen.
PAK-haltige Abfälle gelten als Sonderabfall und werden i.d.R. in entsprechenden Verbrennungsöfen – z.B. auch in der Zementindustrie entsorgt. Im teerhaltigen Alt-Asphalt können sehr hohe PAK-Werte enthalten sein (bis zu 25.000 mg/kg) weshalb auch der LKW-Transport sowie die Lagerung des schadstoffhaltigen Materials kritisch zu sehen ist. Im Asphalt ist Asbest enthalten. Durch das Abfräsen der schadstoffhaltigen Alt-Asphalte werden diese in ihrer Oberfläche stark vergrößert, was die Freisetzung von Asbestfasern begünstigt. Deshalb müssen diese Abfälle in luftdicht verpackten sogenannten BIG-Bags per LKW als Gefahrengut mit hohem Risiko transportiert werden.
Die Firma STRABAG als Teilhaber von „novoRock“ ist ein international tätiger Konzern – ohne jeglichen lokalen Bezug. Wir glauben, dass längerfristig kein lokaler Ansprechpartner bei Auftreten von Problemen oder Betriebsunfällen zur Verfügung stehen wird.
Es ist außerdem längerfristig zu befürchten, dass sich mit dem Bau der novoRock-Anlage „auf der Grünen Wiese“ der Standort Rüblingen bei Kupferzell Schritt für Schritt zu einem Industriegebiet entwickelt – bei einem vorhandenen Steinbruch und seiner geplanten Erweiterung um 17 ha, einem Schotterwerk, einer Baustoff- und Bodenbehandlungsanlage sowie einer Deponie und der geplanten Teerverbrennungsanlage.
Wir von der Bürgerinitiative gegen Teerverbrennung im Steinbruch Rüblingen fordern entschieden, die Planungen für den Bau und Betrieb der Anlage einzustellen.